„Mein Baby schrie und schrie und hörte nicht auf. Wir haben alles versucht, und es wurde eher schlimmer – irgendwann konnte ich nicht mehr.“ So ähnlich klingen fast alle Berichte, die Gabriele Mathes zu hören bekommt, wenn sich Eltern an sie wenden. Die Heilpädagogin arbeitet bei der Caritas im Tauberkreis und bietet Hilfe bei sogenannten Regulationsstörungen. Die können unterschiedliche Formen haben: Exzessives Schreien kennt man unter dem Begriff „Schreibabys“ am besten. Aber auch massive Schlafstörungen, Fütter- und Gedeihstörungen, exzessives Klammern oder Trotzen, Luft anhalten bis zur Bewusstlosigkeit sowie die Begleitung Frühgeborener mit einem besonderen Unterstützungsbedarf gehören dazu.
Rollen finden
Wissenschaftlich heißt das „dysfunktionale Interaktionen“ zwischen Eltern und Kind. Gabriele Mathes, die sich auch zur Systemischen Beraterin, Marte-Meo-Therapeutin und Entwicklungspsychologischen Beraterin weitergebildet hat, kann erklären, woher das rührt: „Die frühe Kindheit ist die Zeit der Anpassung und des Kennenlernens. Eltern und Kind müssen sich aufeinander einstimmen, ihre Rollen finden. Das Kind kann durch Unreife, unterschiedliche Risikofaktoren oder angeborenes schwieriges Temperament hohe Anforderungen an die Eltern stellen.“ Manchmal dann auch zu hohe. Mutter und Vater fühlen sich überfordert, sind verunsichert und zunehmend hilflos. „Eine Negativspirale kommt in Gang“, erklärt Mathes weiter. „Eltern bieten dem Kind immer mehr an, verfallen in Aktionismus, wollen Abhilfe schaffen und machen damit alles noch schlimmer – am Ende sind sie regelrecht verzweifelt,“ berichtet sie aus ihrer Erfahrung.
Videogestützte Beratung
Was aber kann die Beraterin da tun? Zunächst gehe es darum, diese dysfunktionalen Interaktionsmuster zu erkennen und zu verändern. Und wie? In der Zusammenarbeit mit Kinderärzten werden körperliche Ursachen abgeklopft und ausgeschlossen. Die Eltern erfahren in ihren Fähigkeiten und Ressourcen Unterstützung. Auch eine Entlastung durch Helfende im Umfeld wird gesucht. Auf Wunsch kann die Videogestützte Beratung zur Anwendung kommen. Gabriele Mathes ist dafür geschult und hat damit gute Erfahrungen gemacht: „Eltern können die kindlichen Signale besser erkennen und besser darauf reagieren. Im Kopf verfestigen sich positive Bilder und verhelfen zu einem besseren Zugang zum Kind.“ Das Prinzip lautet „Sehen – Verstehen – Handeln“.
Kostenfreies Angebot
Seit dem Frühjahr wird die Begleitung von Eltern, deren Kinder an Regulationsstörungen leiden, von Gabriele Mathes im Main-Tauber-Kreis angeboten. „Der Bedarf ist da. Auch Kinderärzte und Hebammen verweisen mittlerweile auf unser Angebot, wenn sie nicht weiterwissen“, sagt die erfahrene Pädagogin. Das Angebot ist kostenfrei, die Beraterin unterliegt der Schweigepflicht und kommt ins häusliche Umfeld der Familien. Nach Kontaktaufnahme vereinbart Gabriele Mathes baldmöglichst ein Treffen. Und dann hört sie ganz oft ungefähr das, was Frau D. jüngst zu ihr sagte: „Das ist so wohltuend, endlich versteht mich mal jemand.“
Kontakt direkt mit: Gabriele Mathes, Caritasverband im Tauberkreis e.V., Schlossplatz 6, 97941 Tauberbischofsheim. Per Mail: g.mathes@caritas-tbb.de