Ein zweitägiges Vorbereitungsseminar für zukünftige Pflegeeltern hat das Jugendamt Main-Tauber-Kreis in Kooperation mit dem Caritasverband im Tauberkreis e.V. in Tauberbischofsheim angeboten. Die Erziehungsberatungsstelle des Caritasverbandes und der Pflegekinderdienst beim Jugendamt hatten diese Veranstaltung organisiert.
Das Seminar bot Eltern, die sich überlegen, ein Pflegekind in ihre Familie aufzunehmen, Hilfestellungen für diese Entscheidung an und bereitete sie auf diese verantwortungsvolle Aufgabe vor. So ging es im Vorbereitungsseminar darum, die eigenen Erwartungen zu klären und sich die Motivation zur Aufnahme eines Pflegekindes bewusst zu machen.
Skulpturarbeit
Mit der Methode von Skulpturarbeit wurden die Beziehungen der einzelnen Familienmitglieder als Standbilder dargestellt. Die aufgestellten Teilnehmenden identifizierten sich gefühlsmäßig mit der Rolle, die sie darstellen, und erlebten dabei, was in den Kindern, den leiblichen Eltern und den Pflegeeltern vorgeht und während der Aufnahme eines Pflegekindes emotional geschieht. Sie konnten sich dadurch leichter in die Beteiligten eines Pflegeverhältnisses einfühlen und diese besser verstehen.
Eine Pflegefamilie, die im Laufe von 20 Jahren sieben Pflegekinder aufgenommen hat, berichtete aus ihrem großen Erfahrungsschatz über das Alltagsleben mit den eigenen und den Pflegekindern. Dabei wurde deutlich, dass es immens wichtig ist, zu akzeptieren, dass Pflegekinder manchmal nur für eine bestimmte Zeit in die Familie kommen. Ferner gilt es zu respektieren, dass die leiblichen Eltern immer die Eltern bleiben, ganz egal ob das Verhältnis zu ihnen eng oder distanziert ist.
Mögen und lieben
Es ist wichtig, dass das Pflegekind sowohl die leiblichen Eltern als auch die Pflegeeltern mögen und lieben darf. Die Fragen, die an diese Pflegefamilie gestellt wurden, zeigten das große Interesse an dem Alltag einer Pflegefamilie.
Ein weiterer Themenschwerpunkt befasste sich mit der Ausgestaltung der Besuchskontakte zwischen Pflegekind und leiblicher Familie. Dabei ging es um die unterschiedlichen Blickwinkel und Wünsche der Herkunftsfamilie, des Kindes und der Pflegefamilie. Deutlich wurde dabei, dass die Kontakte sehr individuell am Bedarf und den Wünschen der jeweils Beteiligten orientiert werden müssen und es keine pauschale, allgemeingültige Regelung gibt.
Die Teilnehmenden befassten sich mit ihren Ressourcen, die jede Familie ganz individuell mitbringt. Dabei wurde beleuchtet, was Pflegekinder an negativen Belastungen mitbringen können und wie die Familien damit umgehen können.
Austausch
In der Abschlussrunde des Seminars wurde deutlich, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die Impulse und Einblicke in die Aufgaben nun die Herausforderungen und Bereicherungen des Pflegeelternseins besser einschätzen können und viele offene Fragen geklärt werden konnten. Insbesondere der Austausch unter den Teilnehmenden des Seminars mit ganz unterschiedlichem Hintergrund wurde als sehr bereichernd erlebt.
Das Team des Pflegekinderdienstes erläuterte die Rechte und Pflichten und die gesetzlichen Grundlagen eines Pflegeverhältnisses und wies auf die notwendige Kooperation mit dem Jugendamt hin.
Der Pflegekinderdienst des Jugendamtes im Landratsamt besteht aus den Mitarbeiterinnen Sibylle Becker, Vanessa Bitterer, Dagmar Gnadt, Stefanie Kelhetter und Sonja Schattmann (Sachgebietsleitung). Ansprechpartner für Pflegefamilien beim Caritasverband ist Bernhard Bopp, Leiter der Erziehungsberatungsstelle.
Bei Interesse an der Tätigkeit als Pflegefamilie können unter der Telefonnummer 09341/82-0 und per Email an jugendamt@main-tauber-kreis.de oder b.bopp@caritas-tbb.de Informationen erfragt werden. LRA/Moll