Erstmals wurden im Main-Tauber-Kreis mit dem neuen Caritas Bildungszentrum zwei Bereiche zusammengeführt: der für Menschen mit geistiger Behinderung und für psychisch Kranke.
"Aus einer Raupe wird ein Schmetterling", hatte Matthias Fenger, Geschäftsführer des Caritasverbands im Tauberkreis, zur Eröffnung des neuen Caritas Bildungszentrums (CaBiz) der Werkstätten Alois Eckert am Dienstag gesagt. Der neue Bereich sei ein Ort, den es so im Main-Tauber-Kreis noch nicht gebe, weil hier zwei Zielgruppen des Bildungsbereichs zusammengeführt werden.
Jutta Steinmetz-Thees, Bereichsleitung Arbeiten, lobte die konzeptionelle und pädagogische Umsetzung, für die Ulrich Schlör und Florian Kiemle die Verantwortung hatten.
Kiemle sprach von einer Bündelung vielfältiger Bildungsangebote, die anhand von Beispielen von Bildungsbetreuern und ihren Schützlingen vorgestellt wurden. Dass es eben nicht nur darum geht, sich auf das Arbeiten in der Werkstatt vorzubereiten, zeigte Eva Schneider, die, oft gemeinsam mit Rosemarie Radke vom Integrationsfachdienst und der Arbeitsagentur, sogenannte "ausgelagerte Arbeitsplätze vermittelt".
Dabei sind die Arbeitnehmer sozialrechtlich der Werkstatt zugeordnet und werden auch von dortigen Mitarbeitern betreut. Sie haben eine Rückkehrmöglichkeit in die Werkstatt, aber auch die Chance zum Übergang in den ersten Arbeitsmarkt. Bernd Eschenbacher, der seit drei Jahren beim Weikersheimer Orgelbauunternehmen Laukhuff arbeitet, berichtete von seiner Tätigkeit, die er mit der Säge oder anderen Maschinen komplett selbstständig ausführe. Er arbeite immer im gleichen Team und fühle sich dort sehr wohl.
Eine nette Konversation auf Englisch zeigten zwei Beschäftigte als Beispiel für die arbeitsbegleitenden Maßnahmen. Katrin Slomka stellte das Kursprogramm vor, aus dem sich jeder pro Halbjahr zwei Angebote aussuchen kann.
Das Auffrischen der schulisch gelehrten Fertigkeiten von Lesen, Schreiben und Rechnen gehört ebenso dazu wie aktuelles Zeitgeschehen, ein PC-Kurs, eine Tanz- und eine Fußball-Arbeitsgruppe sowie Kurse für Malen oder Kochen und Einkaufen. Auch das Orchester "Klangspiel" reiht sich in den Reigen der Angebote ein. "Mit anderen Kommunizieren und gemeinsam Spaß haben", beschreibt eine junge Frau den Reiz dieses breit gefächerten Bildungsportfolios.
Markus Rincker, Leiter des Bildungszentrums, erläuterte, dass das zuvor in Tauberbischofsheim beheimatete Bildungszentrum für Menschen mit seelischen Einschränkungen nun mit dem Gerlachsheimer zusammengeführt sei. Kooperationspartner seien die Agentur für Arbeit, die Rentenversicherung, das Landratsamt und der Integrationsfachdienst.
In einem dreimonatigen Eingangsverfahren werden die individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten getestet. Im ersten Jahr, der sogenannten Grundstufe, gilt es, in Schulungen und Übungen unterschiedliche Arbeitstechniken kennenzulernen. Im zweiten Jahr stehen Praktika in Werkstattgruppen oder bei externen Firmen auf dem Programm. Gelernt wird in den Bereichen Montage, Hauswirtschaft, Holz sowie im Kreativbereich.
Wöchentlich, so Rincker, sind Arbeitsberichte zu erstellen, die, je nach Möglichkeit, mal als ausgeschnittene Piktogramme, mal per Hand oder auch am PC erstellt werden. Neben dem Lernen und Arbeiten spielen aber auch gemeinsame Ausflüge zu Betriebsbesichtigungen und soziale Kontakte untereinander eine große Rolle bei der Bildungsarbeit.
In einer kleinen Fragerunde ließ Matthias Fenger drei Ehrengäste etwas andere Grußworte halten. So betonte Lauda-Königshofens Bürgermeister Thomas Maertens, dass der Caritasverband ein wichtiger Arbeitgeber für seine Stadt sei. "Wir tun alles, damit sich der Caritasverband bei uns wohl fühlt." Rosemarie Radke vom Integrationsfachdienst wünschte dem Caritasverband und seinen Kooperationspartnern, gemeinsam daran zu arbeiten, um individuelle Lösungen zu finden. Und Elisabeth Krug, Sozialdezernentin der Landkreisverwaltung, blickte auf die jahrelange Arbeit zur Schaffung dezentraler Strukturen in der Versorgung von Menschen mit Behinderung zurück. Als wichtige Partner in diesem Bemühen bezeichnete sie den Caritasverband und die Johannes-Diakonie. "Wir haben mittlerweile ein Riesenmosaik geschaffen und das CaBiz ist ein wichtiger Mosaikstein, der allen dient", so Krug.
Im Anschluss erhielten elf Absolventen des Caritas-Bildungszentrums ihre Zertifikate, in denen ihre zweijährige Bildungsmaßnahme dokumentiert ist.
Eine kleine Andacht zur feierlichen Einweihung hielten der katholische Geistliche Ralph Walterspacher und sein evangelischer Kollege Gerald Winkler in den Räumen des Caritas Bildungszentrums.
Quelle: Heike von Brandenstein (FN)