„Als unsere Kinder klein waren, waren wir sehr froh, wenn wir jemanden hatten, der mal aufgepasst hat. Und da möchten wir heute einfach zurückgeben, was wir Gutes erfahren haben.“ Das sagt Wendelin Bopp und er spricht von sich und seiner Frau Christiane. Das Wort Zurückgeben fällt oft, wenn man hier fragt, warum sich Frauen und Männer als Familienpatinnen und –paten engagieren. Es ist das Treffen der Ehrenamtlichen und ihrer Koordinatorinnen in der Geschäftsstelle des Caritasverbands Im Tauberkreis. Dreimal im Jahr kommt man zusammen, um Probleme und Entwicklungen zu besprechen, Neues zu hören und Erfahrungen auszutauschen.
Mit der Diakonie
Das Projekt Familienpaten wird gemeinsam von Caritas im Tauberkreis und Diakonischem Werk Main-Tauber-Kreis angeboten und vom Landratsamt im Rahmen der Frühen Hilfen bezuschusst. Und es ist „in Strukturen des Landes und des Bundes eingebunden“, wie Elke Hach-Wilimzik vom Caritasverband, Koordinatorin für den mittleren Tauberkreis, erklärt. Im Jahr 2017 gab es 14 Einsätze für die Familienpaten. Und um was geht bei dem Projekt?
Menschen, die schon ein wenig Lebenserfahrung haben und freie Zeit, bieten sich an, um Familien oder Alleinerziehenden bei der Alltagsbewältigung zu helfen. Inhaltich kann das alles Mögliche sein: Vorlesen, gemeinsam Hausaufgaben machen, Kind vom Kindergarten abholen, mal bei einem Arztbesuch begleiten oder einfach mit dem Kind spielen. Es geht darum, die Eltern zu entlasten, damit die sich um andere Angelegenheiten kümmern oder sich auch mal verstärkt den Geschwistern zuwenden können. Oder der Pate oder die Patin hört sich einfach mal an, wo gerade der Schuh drückt und kann vielleicht einen guten Tipp geben.
Gaben gut einsetzen
Dass das Konzept gut aufgehen kann, bestätigen die ehrenamtlich Engagierten, die zu dem Treffen gekommen sind. Dass es doch schön sei, die eigenen Gaben und Fähigkeiten für andere einsetzen zu können, sagt ein Mann. Er hilft einem Mädchen mit Migrationshintergrund beim Deutschlernen, den Hausaufgaben und begleitet auch die Mutter zu den Elternsprechtagen. Einmal wöchentlich macht er das und spricht von einer guten Erfahrung. Eine andere Helferin berichtet von einem Kind mit mehrfachen Beeinträchtigungen, das sie nun schon recht lange betreut. Sie tut das, damit sich die Mutter mal mehr einem weiteren jüngeren Kind widmen oder sich mal erholen kann. „Ich hatte selbst keine Kinder und wollte eine Art Leihoma sein, sobald ich in Rente bin. Und mir macht das Spaß“, erzählt sie.
Vertrauen
Eine weitere Patin hebt das Vertrauen hervor, das die Menschen ihnen entgegenbringen: „Sie lassen uns in ihre Wohnung, alleine mit den Kindern. Da ist viel Sympathie im Spiel.“
Elke Hauenstein vom Diakonischen Werk – für den nördlichen Landkreis zuständig - betont, dass es auch darum geht, dass die Helfenden nie über ihre Grenzen gehen: „Das muss Freude machen, man darf nicht zu viel mit nachhause nehmen.“ Birgit Schulz, auch von der Diakonie, die für den südlichen Landkreis die Koordination übernommen hat, erklärt, dass die Begleitung der Familienpaten auch dazu da ist, sie zu informieren, zu befähigen und vor zu großen Aufgaben zu schützen: „Da sind dann Fachdienste mit im Boot.“
Schulungsthema
Bei dem Treffen geht es neben dem Austausch auch um ganz praktische Dinge wie Versicherung, Arbeits- und Gesundheitsschutz. Und - ganz wichtig für die Paten – es wird ein Schulungsthema bearbeitet. Diesmal stellt Bernhard Bopp, Leiter der Abteilung „Kind, Ehe und Familie“ die vielfältige Tätigkeit der Mitarbeitenden der Erziehungs- und Familienberatungsstelle der Caritas im Tauberkreis vor und gibt wichtige Informationen für die Familienpaten. Man diskutiert gemeinsam über verschiedenste Erziehungsthemen und besichtigt das Spielzimmer, bevor das Treffen mit einem gemeinsamen Mittagessen ausklingt.
Fragt man die Familienpaten nach einem Resümee ihrer bisherigen Tätigkeit, stimmen alle einer Wortmeldung zu: „Das ist eine absolut sinnvolle Art, seine Freizeit zu verbringen.“